Modul 5: Rheumatologie

Rheumatologische Krankheiten wurden bisher als geschlechterneutral angesehen, daher gibt es nur wenige Forschungsdaten zu Geschlechterunterschieden in der Rheumatologie. Das ist umso bemerkenswerter da die meisten Autoimmunerkrankungen bei Frauen häufiger diagnostiziert werden und Unterschiede in Symptomatik und Krankheitsbeginn bei Männern und Frauen die Prävalenz und das Outcome der Erkrankungen beeinflussen. Ein Beispiel für diesen Zusammenhang ist der Morbus Bechertew. Berücksichtigt man bei der Diagnosestellung die unterschiedlichen Symptome bei Männern und Frauen und setzt fortgeschrittene Diagnosemethoden ein, dann ändern sich die epidemiologischen Daten, so dass man heute von einer gleichen Prävalenz bei Männern und Frauen ausgehen muss.

Der systemische Lupus erythematosus ist bei Frauen im Fortpflanzungsalter wesentlich häufiger als bei Männern (9:1), so dass der Zusammenhang zwischen Serumöstrogenkonzentration und Ausprägung der Klinik zur weiteren Forschung hinsichtlich möglicher Pathomechanismen genutzt werden könnte. Männer mit SLE weisen eine höhere Mortalität auf als Frauen, so dass protektive Mechanismen beim weiblichen Geschlecht möglicherweise für eine Therapieoptimierung beim männlichen Geschlecht eingesetzt werden könnten. Das Sjögren-Syndrom ist eine weitere Erkrankung mit Geschlechterunterschieden in der Symptomatik. Frauen sind häufiger betroffen als Männer, insbesonder die extraglandulären Manifestationen wie Müdigkeit und Arthritis, werden häufiger bei Frauen als bei Männern diagnostiziert.
Die rheumatoide Arthritis tritt 3-4 mal häufiger bei Frauen auf im Vergleich zum männlichen Geschlecht und wird durch Änderungen von Sexualhormonkonzentrationen, wie z.B. in der Schwangerschaft, in der Symptomatik beeinflusst. Männliche Patienten mit RA profitieren mehr von einer anti-TNF Therapie als Frauen, gemessen an höheren Remissionsraten.

Warum es eine signifikante Verzögerung bei der Diagnosestellung von rheumatischen Erkrankungen bei Frauen im Vergleich zu Männern gibt, kann bisher noch nicht begründet werden.

Autorin: Dr.med. Ute Seeland
Expertin: Prof. Dr.med. Erika Gromnica-Ihle